Montag, 21. Februar 2011

Beatclub Bandcorner no.60 - The Soft Moon (us)

Düster, hypnotisierend und karg. The Soft Moon ertrinkt in den finsteren Tiefen des Dark Wave, Post-Punk und Shoegaze der 80er Jahre. Hand in Hand mit Bands wie Joy Division, New Order oder Bauhaus entführt uns Soundtüftler Luis Vasquez aus San Francisco in einen suggestiv minimalistischen und klaustrophobischen Klangraum der weder Anfang noch Ende zu haben scheint. Das Debutalbum ‚Soft Moon’, das im November 2010 via Captured Tracks (auch Wild Nothing, Beach Fossils) das Licht der Welt erblickte, verfrachtet den Hörer in eine Welt, die mit der eines David Lynch Films zu vergleichen wäre. Fast rein Instrumental wogen die flirrenden Synthesizer, die sphärisch dahinschwebenden Gitarren und die kargen Vocals über den repetitiven Beats und einem Bass, der das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es entsteht dabei ein schwer fassbarer Raum, düster, in dem alles ohne jeglichen Halt dahinbaumelt aber irgendwie trotzdem ein kompaktes Ganzes bildet. Ein Weltraum voller Echo, Fuzz und bedeutungsschwangerer Soundpartikel. Auch das Artwork, das stark an die Formensprache Piet Mondrians erinnert, und die Musikvideos fügen sich nahtlos in die Ästhetik der Musik ein. 
The Soft Moon ist definitiv einer der Indie/Shoegaze-Höhepunkte des nächsten Jahres. Dem stimmte auch der Musikexpress zu und setzte The Soft Moon auf die Hotlist für 2011.

Song you should listen to: Dead Love
Editor: Hieronymus

Sonntag, 13. Februar 2011

Beatclub Bandcorner no.59 - Effi (a)

Thomas Petritsch, also known as, Effi veröffentlichte am 21.01.2011 sein lang ersehntes erstes  Album. Nach seiner EP und drei Vorab-Singles (Happy, Bye Baby, Sinner Man), die Effis unanfechtbares Talent der Öffentlichkeit präsentierten und auf Fm4 bereits auf und ab gespielt wurden, waren die Erwartungen an das Debutalbum natürlich groß. Der junge grazer Songwriter, Multiinstrumentalist und Laptopproducer, der obendrein auch noch Literatur studiert, gilt als große Hoffnung in der österreichischen Musiklandschaft. Er ist bei der wiener Arcadia Agency unter Vertrag und spielte bereits als Support von etablierten Acts wie Großstadtgeflüster und Paolo Nutini, außerdem sind fünf seiner Songs auf dem Soundtrack des Films ‚Die unglaubliche Entführung der Frau Elfriede Ott’ vertreten. Nach diesem ganzen Hype wollten wir beim Teenbeatclub uns natürlich selbst davon überzeugen ob das Album auch wirklich alle Erwartungen erfüllen kann.
Das erste was einem auffällt wenn man das Album dann in Händen hält ist die sympathische DIY Aura des Artworks und die Kürze der Songtitel. Kurz ist mit guten 40 Minuten auch die Spielzeit des Albums, was bei ansehnlichen 13 Songs doch eher untypisch ist. Liegt hier in der Kürze die Würze? Anfangs schon. Die Songs sind Kompakt, mit durchdachten Arrangements, interessanter Instrumentierung und absolut ohrwurmtauglichen Melodien und Lyrics. Insgesamt sind auf dem Album drei grobe Songtypen zu erkennen. Es gibt die folkigen Indiepop-Gitarrensongs (Love Files, Happy, Mars, Eleven, Summer Sun, Danndanke) auf denen auch immer wieder mal eine Ukulele oder eine Trompete zu hören ist. Sie sind offbeatlastig und erinnern an den klassischen 2006er Indie á la Kooks und Kate Nash, gegen Ende hin verlieren sie aber ein bisschen an Abwechslung und man wünscht sich dann doch mal was anderes. 
Die Abwechslung kommt in Form von zwei Reggae/Indie-Hybriden (Sinner Man, Norway), die zwar Sommersehnsucht aufkommen lassen, aber auch ein wenig an der Integrität des Albums kratzen. Sein großes Talent entfaltet Effi jedoch am offensichtlichsten beim Typus seiner Electropop Mischformen (Distance, Friends, Bye Baby, Breathing, Dance), die am ehesten mit Metronomy zu vergleichen wären. Sie legen einen Abwechslungsreichtum zu Tage, von dem die meisten kontemporären Songwriter nur Träumen können. Zwischen treibendem Beat und zerbrechlichen Gitarrenriffs, starken Basslines und gefühlvollen Vocals, schweben die Songs mit einer ungeahnten Leichtigkeit dahin, bäumen sich auf, fallen in sich zusammen nur um sich gleich wieder in eine unendliche Soundlandschaft zu ergießen. Von diesen Songs ist vor allem ‚Bye Baby’ zu nennen, das unangefochten den Höhepunkt des Albums darstellt und vor Hitpotenzial geradezu explodiert. 
Den absoluten Tiefpunkt des Albums bildet wohl das misslungene ‚Dance’, das sich nach einer viel versprechenden Strophe unverhofft in einem selten billigen Refrain verläuft, der mit seinem stupiden Beat und der ausgelutschten Textzeile ‚I wanna dance with somebody uh uh’ äußerst gut ins Aprés Ski oder auf den Ballermann passen würde und zum ausgelassenen Schunkeln anregt. Trotz dieses Ausrutschers ist das Album ein durchaus homogenes Werk. Effi singt von Liebe und Frauen und schafft es trotzdem immer seine Gute-Laune-Mentalität aufrecht zu erhalten, die einen auf ein schnelles Ende der kalten Jahreszeit hoffen lässt. 
Man hat sich zwar vielleicht ein bisschen mehr Experimentierfreudigkeit erwarten dürfen, alles in allem ist ‚Astronaut’ aber ein solides Debut auf dem definitiv der eine oder andere Songjuwel zu finden ist.

Song you should listen to: Bye Baby
Editor: Hieronymus